Was ist ein Angsthund?
Als Angsthund bezeichnet man einen Hund, der vor gewissen Dingen oder Situationen, ständiges Angstverhalten zeigt. Dieses Angstverhalten, wird entweder hervorgerufen, weil die Situation neu für ihn ist und er damit nicht umzugehen weiß, oder weil er schon schlechte Erfahrungen damit gemacht hat.
Warum wird ein Hund zum Angsthund?
Wenn ein Hund Angst vor neuen Dingen hat, dann liegt es meistens daran, dass in der Welpenzeit verpasst worden ist, diesen darauf vorzubereiten bzw. an diese Dinge positiv heranzuführen. Es gibt aber auch Hunde, die schon als Welpe sehr ängstlich sind.
Unter den Hunden gibt es, genau wie bei uns Menschen, verschiedene Charaktere. Dabei gibt es die mutigen und taffen Charaktere, aber auch die schüchternen und zurückhaltenden. Wenn dann ein vom Charakter her unsicherer Welpe, niemanden hat, der ihn in seine neue Welt positiv heranführt, dann wird aus diesem Welpen schon ein Angsthund.
Was noch erschwerend hinzukommt, ist das der Welpenhandel boomt, es werden auf Teufel komm raus Welpen „produziert“. Wenn hier der Start in das neue Leben, schon so früh schiefgeht, weil die Welpen nur in einem dunklen Raum oder Hinterhof die ersten Wochen erleben, ist es nur klar, dass dieser Hund Angst vor seiner neuen Welt hat. Erschwerend hinzu kommt dann meistens noch, dass der neue Mensch mit dieser Situation nicht richtig umzugehen weiß und das Angstverhalten noch verstärkt.
Achtung: Wird der Welpe nun, in seiner zarten Prägephase, obendrauf auch noch schlecht behandelt, kann dadurch ein irreparabler Schaden entstehen! Kurz gesagt, der Hund wird für den Rest seines Lebens ein Angsthund bleiben! Außerdem ist unbedingt zwischen einem Angsthund und einem traumatisierten Hund zu unterscheiden. Bei traumatisierten Hunden hat man nur wenig bis gar keine Chance diese in den menschlichen Alltag zu integrieren.
Woher weiß ich, welcher Typ Angsthund mein Hund ist?
Wenn du mit deinem Hund spazieren gehst und er z.B. Angst vor einer Mülltonne, Menschen mit Motorradhelm oder vor Rasenmäher-Geräuschen haben sollte, dann kannst du davon ausgehen, dass er solches noch nie kennengelernt hat.
Wenn dein Hund aber mit Angst reagiert, wenn du etwa einen Besen in die Hand nimmst, die Hand hochhebst oder besonders vor Männern oder Frauen Angst hat, dann kannst du davon ausgehen, dass dein Hund schlecht behandelt worden ist und daraufhin mit Angst reagiert.
Kann ein Hund aus Angst auch aggressiv werden?
Oh ja, dass kann sogar schnell passieren. Denn je ängstlicher ein Hund ist, desto schneller neigt er dazu aggressiv zu werden. Angst ist ein schreckliches und allgegenwärtiges Gefühl, aus dem man so schnell wie möglich wieder heraus möchte. Selbst wir Menschen reagieren panisch und aggressiv unter großer Angst.
Wenn ein Hund nun, aus lauter Angst durch Beißen versucht, sein Gegenüber abzuwehren, reagiert dieses mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit mit einem Rückzug. Der Hund hat nun so verknüpft, dass das für ihn in Zukunft die schnellste und einfachste Lösung ist, dass was ihm Angst macht, abzuwehren.
Wie sollte ich mit einem Angsthund umgehen?
Was dein Hund jetzt am dringendsten benötigt, ist Sicherheit! Er muss lernen Vertrauen aufzubauen. Am besten schaffst du das, wenn du mit einer ruhigen aber bestimmten Art mit ihm umgehst. Geh bloß nicht zu sehr auf seine Angst ein und vermeide auf jeden Fall, ihn ständig beruhigen zu wollen, denn damit bestärkst du seine Angst nur. Sei stark für deinen Hund und zeige ihm, dass er dir Vertrauen kann und ihm an deiner Seite nichts geschieht.
Regeln bieten Sicherheit!
Besonders Angsthunde benötigen einen geregelten Tagesablauf, da dieser ihnen Sicherheit vermittelt. Stelle Regeln in eurem Alltag auf und erwarte von deinem Hund, dass er diese einhält.
Beispiel 1: wenn du Besuch bekommst, sollte dein Hund nicht mit zur Tür laufen, das ist ganz allein dein Job. Wenn er deinem Besuch dann zu einem späteren Zeitpunkt mal Hallo sagen möchte, ist das okay, er soll aber nicht meinen, deinen Besuch empfangen zu müssen.
Beispiel 2: Dein Hund soll dir nicht den ganzen Tag hinterherlaufen, weise ihm einen Platz zu, auf dem er sich aufhalten kann. Dies ist übrigens besonders wichtig, damit dein Hund seinem Ruhebedürfnis nachkommen kann. Viele unserer Hunde haben heutzutage verlernt richtig zu ruhen.
Beispiel 3: Füttern; lass deinen Hund auf seiner Decke warten, während du das Futter zubereitest. So lernt er bei dir nichts einzufordern und weiß immer, was er denn während dieser aufregenden Phase tun kann.
Beispiel 4: Dein Hund darf nicht ins Kinderzimmer
Beispiel 5: Dein Hund darf nicht ins
usw…
Es ist selbstverständlich dir überlassen, ob dein Hund auf die Couch, ins Bett, oder ins Kinderzimmer darf. Dies sind nur Beispiele für dich, damit du dir ungefähr vorstellen kannst, wie so ein geregelter Tagesablauf für deinen Hund aussehen kann.
Wie lange bleibt ein Angsthund, ein Angsthund?
Das hängt davon ab, wie tief die Angst sitzt und welches Training du bei ihm anwendest. Ebenfalls ein wichtiger Faktor, ist dein eigener Charakter. Wenn du selbst ein ängstlicher und sehr vorsichtiger Typ Mensch bist, könnte sich das zusätzlich auf deinen Hund übertragen.
Dann hängt es davon ab, wovor dein Hund Angst hat. Hat er generell Angst in seiner neuen Umgebung, wie etwa Hunde aus dem Auslandstierschutz dieses Verhalten oft zeigen, oder hat er vor gewissen Dingen Angst.
Einen ängstlichen Hund in seine neue Umwelt zu integrieren, verläuft meist schneller, als mit einem Hund, der vor gewissen Situationen/Dingen Angst hat.
Wie trainiere ich mit einem Angsthund?
Angsthunde sind oft in ihrer Angstwelt gefangen, deshalb kannst du mit ihnen am besten über Futter trainieren. Biete deinem Hund, während eures Spaziergangs immer dann ein Stück Futter an, wenn er dich anschaut. Aber nicht darauf aufmerksam machen, nur dann geben, wenn er von sich aus zu dir schaut. So bringst du deinen Hund dazu, sich nach dir zu orientieren und zu lernen, dass es noch eine andere Welt außer der Angstwelt gibt. Wenn dein Hund dann durchweg mit seiner Aufmerksamkeit bei dir ist, kannst du langsam anfangen das Futter zu reduzieren. Biete ihm dann immer mal zwischendurch weiterhin etwas Futter an, damit er immer schön motiviert bleibt, sich nach dir zu orientieren und nicht wieder in sein altes Muster zurückzufallen.
Trainiere dies am besten erst mal in einer ruhigeren Umgebung, damit es deinem Hund leichter fällt, sich nach dir zu orientieren.
Wenn Dein Hund Angst vor speziellen Dingen oder Situationen hat
Hat Dein Hund nur Angst vor gewissen Dingen hat, dann trainierst Du die speziellen Dinge ganz explizit und solange, bis diese ihm keine Angst mehr machen.
Gehe dabei wie folgt vor:
Suche Dir eine Sache heraus die Du angehen möchtest. Nähere Dich erst mal nur so weit, wie Du meinst, dass es für Deinen Hund noch ok ist. Dann fängst Du an, ihm immer mal wieder ein Stück Futter zu geben, um so das Angstauslösende positiv zu belegen. Nähere Dich dann langsam fütternd immer weiter dem Angstauslösendem, bis Du merkst, dass es für Deinen Hund ok ist. Solange wiederholen, bis Dein Hund keine Angst mehr davor hat.
Nähere Dich aber immer nur einer Sache! Überfordere Deinen Hund nicht!
Tipp: wenn dein Hund sich schwertut, sich auf dich und das Futter zu konzentrieren, dann nutze für die ersten Tage eures Trainings ganz besonders tolle Leckereien, wie z.B. Wurst. Denn gut duftende Leckereien, machen es deinem Liebling noch leichter, die Angstwelt zu ignorieren und dir seine Aufmerksamkeit zu schenken.
Diese Trainingsanleitung ist nur unter Vorbehalt. Solltest du merken, dass du mit deinem Training nicht gut vorankommst oder sogar ständige Rückschläge erleidest, dann kontaktiere unbedingt einen Hundetrainer/in. Aber achte bitte darauf, dass dieser Trainer zu euch nach Hause kommt, sich ein komplettes Bild von eurer Situation macht und ein individuelles Training für euch erstellt.
Fazit
Mit einem Angsthund hat man es ich nicht immer leicht, mitunter kann es sogar eine sehr große Herausforderung sein. Deshalb ist es essenziell, sich im Vorfeld über sein neues Familienmitglied gründlich zu informieren, um abwägen zu können, ob ihr beide zusammenpasst. Denn es ist niemandem geholfen, wenn du der Sache nicht gewachsen bist und der Hund nachher wieder abgegeben werden muss.
ABER, es gibt auch fast nichts Schöneres, zu sehen, wie ein Angsthund anfängt aufzublühen und Vertrauen in sich und seine Umwelt zu erlangt. Dank der vielen Pflegehunde, die ich in den letzten 11 Jahren betreuen durfte, spreche ich da aus eigener Erfahrung.
Wenn auch Du wissen möchtest, wie ich so ein Training gestalte, dann kannst Du Dir dies in meinem Angsthunde-Training anschauen und lernen, wie auch Du die Ankunft Deines Lieblings von Anfang an richtig gestalten kannst. ➤ Hier gelangst Du zum Kurs
Hundeliebe Grüße🐶
Deine Désirée
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