Juli 4, 2025

Freudenpipi oder Stresspinkeln?

by Désirée Scheller

Woran du den Unterschied erkennst

Freudenpipi beim Hund sorgt besonders beim Begrüßen oft für Verwirrung: Ist das noch ein Zeichen von Freude – oder steckt vielleicht Unsicherheit oder Stress dahinter? In diesem Blogartikel erfährst du, woran du den Unterschied zwischen Freudenpipi und Stresspinkeln erkennst – und wie du deinem Hund liebevoll und gezielt helfen kannst.


Was ist Freudenpipi?

Freudenpipi – auch „submissives Urinieren“ genannt – tritt häufig bei jungen Hunden und besonders bei Welpen auf. Es passiert meist in Situationen großer Freude oder Aufregung, zum Beispiel wenn:

  • du nach Hause kommst und dein Hund dich stürmisch begrüßt,
  • sich dein Hund über Besuch freut,
  • du ihn in einem freudigen Ton ansprichst oder dich über ihn beugst.

Typisch für Freudenpipi ist:
Dein Hund wirkt freundlich, entspannt oder unterwürfig – er wedelt mit dem Schwanz, duckt sich eventuell leicht, macht sich klein oder zeigt die Bauchseite.

💡 Gut zu wissen: Freudenpipi hat nichts mit mangelnder Stubenreinheit zu tun! Es ist eine körperliche Reaktion auf emotionale Aufregung, vor allem bei jungen oder besonders sensiblen Hunden.


Was ist Stresspinkeln?

Stresspinkeln (auch „emotionales Urinieren“ oder „Unsicherheitspinkeln“) tritt auf, wenn dein Hund verunsichert, überfordert oder ängstlich ist. Es kann in ganz verschiedenen Situationen auftreten – zum Beispiel:

  • bei lauten Geräuschen oder unbekannten Reizen,
  • in neuen oder hektischen Umgebungen,
  • bei körperlicher Nähe, die dein Hund nicht einordnen kann,
  • wenn er ausgeschimpft oder angeschnauzt wird.

Typisch für Stresspinkeln ist:
Dein Hund zeigt beschwichtigende Körpersignale wie Gähnen, Lecken über die Lefzen, angelegte Ohren, eingeklemmte Rute oder weggeduckte Körperhaltung. Oft ist die Körpersprache deutlich angespannter als beim Freudenpipi.

Wichtig zu wissen: Besonders bei Welpen kann es vorkommen, dass sie in aufregenden oder für sie unsicheren Momenten ganz bewusst Urin absetzen – nicht aus Unsauberkeit, sondern um von sich abzulenken. Dieses Verhalten hat eine beschwichtigende Funktion und soll das Gegenüber beruhigen oder sich selbst „unsichtbar“ machen.


Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick

MerkmalFreudenpipiStresspinkeln
Auslösende SituationFreude, Aufregung, BegrüßungUnsicherheit, Angst, Überforderung
KörperspracheUnterwürfig-freundlich, wedelnde RuteAngespannt, beschwichtigend, Rückzug
HäufigkeitV. a. bei jungen, sensiblen HundenKann in jedem Alter auftreten
Ort des GeschehensBeim Menschen, oft im EingangsbereichAuch in ruhigen Ecken oder Rückzugsorten
Verhalten danachBleibt freundlich, sucht NäheZieht sich evtl. zurück, zeigt Meideverhalten

Was du tun kannst – liebevoll begleiten statt schimpfen

Egal ob Freudenpipi oder Stresspinkeln: Schimpfen ist keine Lösung. Dein Hund verliert den Urin nicht aus Trotz oder Absicht, sondern aus einem emotionalen Impuls heraus. Mit Ruhe, Geduld und gezieltem Training kannst du deinem Hund helfen, sicherer zu werden.

Tipps bei Freudenpipi:

✅ Begrüße deinen Hund ruhig und in der Hocke, ohne dich über ihn zu beugen.
✅ Vermeide überschwängliche Worte oder hektische Bewegungen.
✅ Ignoriere das Pipi ohne Kommentar, wische es einfach kommentarlos weg.
✅ Belohne ruhiges Verhalten, wenn dein Hund es schafft, trocken zu bleiben.

Tipps bei Stresspinkeln:

✅ Achte auf die Körpersprache deines Hundes – zeig ihm, dass du ihn verstehst.
✅ Schaffe klare, ruhige Routinen im Alltag.
✅ Gib deinem Hund Sicherheit durch vorausschaubares Verhalten.
✅ Vermeide Situationen, in denen dein Hund sich bedrängt fühlt.
✅ Baue schrittweise positive Erfahrungen in stressigen Situationen auf (z. B. durch ruhiges Gegenkonditionieren).

🧡 Manche Hunde brauchen ein Leben lang Begleitung:
Es gibt Hunde, die auch im Erwachsenenalter oder sogar ihr ganzes Leben lang unter Stresspinkeln leiden. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck einer besonders sensiblen Persönlichkeit. Für solche Hunde bedeutet das: Ein lebenslang achtsames Handling, viel Verständnis, und das bewusste Vermeiden von Überforderung.

Mit liebevoller Konsequenz, Geduld und einer sicheren Umgebung kannst du deinem Hund dennoch helfen, sich wohlzufühlen – auch wenn das Pipi nie ganz verschwindet.


Wann solltest du tierärztlichen Rat einholen?

In seltenen Fällen kann vermehrtes Urinieren auch medizinische Ursachen haben, z. B.:

  • Blasenentzündungen
  • Harnsteine
  • hormonelle Störungen
  • neurologische Probleme

Wenn du unsicher bist, ob hinter dem Verhalten deines Hundes ein körperliches Problem steckt – vor allem, wenn der Urinabsatz sich plötzlich verändert oder dein Hund auch im Liegen Urin verliert – solltest du das tierärztlich abklären lassen.


Fazit: Beobachte deinen Hund liebevoll und mit Geduld

Ob Freudenpipi oder Stresspinkeln – dein Hund zeigt dir durch sein Verhalten, wie er sich fühlt. Wenn du seine Signale richtig deutest, kannst du ihm helfen, mit schwierigen Situationen besser umzugehen.

Manche Hunde werden das Pinkeln mit der Zeit von selbst ablegen, andere brauchen lebenslang Unterstützung. Doch mit Geduld, Verständnis und liebevoller Begleitung könnt ihr gemeinsam daran wachsen – ganz ohne Scham und mit viel Vertrauen.

Wenn dein Hund regelmäßig Urin verliert – sei es aus Freude, Unsicherheit oder Stress – brauchst du ein feinfühliges, aber klares Trainingskonzept, das auf die Bedürfnisse deines Hundes eingeht. In meinem Kurs „Hundetraining mit Erfolg“ lernst du, wie du deinem Hund Sicherheit gibst, übermäßige Aufregung regulierst und langfristig zu mehr Gelassenheit im Alltag findest. Gerade für sensible Hunde, die schnell emotional reagieren, ist das der Schlüssel zu mehr Stabilität – und für dich zu mehr Entspannung im Zusammenleben. Weitere Infos dazu findest du hier >>Hier klicken<<

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