September 9, 2024

Fiddeln bei Hunden: warum es so oft missverstanden wird

by Désirée Scheller

Kennst du das Fiddeln? Nein? Dann solltest du als Hundehalter unbedingt weiterlesen🫶

Hunde sind hochkommunikative Tiere, die ihre Bedürfnisse, Gefühle und Absichten durch vielfältige Verhaltensweisen ausdrücken. Eine dieser Verhaltensweisen, die oft missverstanden wird, ist das sogenannte „Fiddeln“. Während es auf den ersten Blick wie eine fröhliche Aufforderung zum Spielen wirken mag, steckt hinter diesem Verhalten oft viel mehr. In diesem Artikel wollen wir uns genauer damit befassen, was „fiddeln“ eigentlich bedeutet, warum Hunde es zeigen und warum es so wichtig ist, dieses Verhalten in seinem Kontext richtig zu interpretieren.

Was bedeutet „fiddeln“?

Der Begriff „fiddeln“ beschreibt ein Verhalten, bei dem der Hund in bestimmten Situationen scheinbar spielerische oder alberne Bewegungen zeigt. Dies kann sich äußern durch das Herumhüpfen, das Zeigen eines „Spielbogens“ (der typische Vorderkörper-Tiefstellung), das Schwanzwedeln oder schnelle Bewegungen in verschiedene Richtungen. Auf den ersten Blick sieht dieses Verhalten fast immer so aus, als ob der Hund den Menschen oder andere Hunde zum Spielen auffordern möchte.

Jedoch ist fiddeln nicht zwangsläufig ein Ausdruck von Spiel oder Freude. Stattdessen zeigt es häufig an, dass sich der Hund in einer stressigen oder unsicheren Situation befindet und versucht, durch „Beschwichtigung“ die Lage zu entschärfen. Es kann ein Zeichen dafür sein, dass der Hund mit der aktuellen Situation überfordert ist und einen Weg sucht, Stress abzubauen.

Warum fiddeln Hunde?

Das Fiddeln ist eine Form des „Beschwichtigungsverhaltens“, die Hunde verwenden, um soziale Spannungen abzubauen. In der Hundewelt gibt es viele solcher Verhaltensweisen, die dazu dienen, Konflikte zu vermeiden oder die Stimmung zu entschärfen. Hunde sind soziale Tiere, und in der Natur ist es oft überlebenswichtig, Spannungen zu deeskalieren, bevor es zu einem ernsten Konflikt kommt.

Fiddeln tritt häufig in Situationen auf, in denen ein Hund unsicher ist oder eine unangenehme Situation nicht einschätzen kann. Zum Beispiel könnte ein Hund fiddeln, wenn er auf einen anderen Hund trifft, den er nicht kennt, oder wenn er von seinem Menschen geschimpft wurde und die Reaktion seines Halters nicht vorhersehen kann. Durch das Zeigen von albernem oder spielerischem Verhalten versucht der Hund möglicherweise, die Situation zu „entschärfen“, indem er dem Gegenüber signalisiert, dass er keine Bedrohung darstellt.

Häufige Situationen, in denen Hunde fiddeln

Es gibt viele verschiedene Situationen, in denen ein Hund zu fiddeln beginnen könnte. Ein paar der häufigsten Beispiele sind:

  1. Begegnungen mit fremden Hunden: Wenn ein Hund auf einen unbekannten Artgenossen trifft, kann es sein, dass er sich unsicher fühlt, wie der andere Hund reagieren wird. Fiddeln dient in diesem Fall oft dazu, zu signalisieren: „Ich bin harmlos, ich möchte keinen Streit.“ Dies ist besonders bei Hunden zu beobachten, die sozial unsicher sind oder eine negative Erfahrung mit anderen Hunden gemacht haben.
  2. Unklare Situationen mit dem Besitzer: Hunde, die nicht genau wissen, wie ihr Mensch auf ihr Verhalten reagieren wird, können ebenfalls anfangen zu fiddeln. Zum Beispiel, wenn ein Hund etwas falsch gemacht hat und merkt, dass sein Besitzer ärgerlich ist, könnte er anfangen, spielerisch zu wirken, um die Situation zu entschärfen.
  3. Überforderung in Trainingssituationen: Manche Hunde fiddeln, wenn sie im Training überfordert sind oder die Aufgabe nicht verstehen. Das Spielverhalten könnte in diesem Fall ein Zeichen dafür sein, dass der Hund eine Pause braucht oder die Übung für ihn zu schwierig ist.
Hier zu sehen der typische "Playbody" beim spielen

Fiddeln und Spielaufforderung: Warum wird es oft verwechselt?

Eines der Hauptprobleme beim Verständnis von Fiddeln ist, dass es leicht mit einer Spielaufforderung verwechselt werden kann. Hunde zeigen in spielerischen Situationen sehr ähnliche Verhaltensweisen – wie das Wedeln des Schwanzes, das Springen oder den typischen „Spielbogen“. Dies führt oft dazu, dass Menschen denken, der Hund möchte einfach nur spielen, während er in Wirklichkeit versucht, mit einer stressigen Situation umzugehen.

Der Schlüssel zur Unterscheidung zwischen echter Spielaufforderung und Fiddeln liegt im Kontext und der allgemeinen Körpersprache des Hundes. Ein Hund, der wirklich spielen möchte, wirkt entspannt und fröhlich. Er hat eine lockere Körpersprache, die Ohren sind nicht angespannt, und sein Schwanz bewegt sich locker hin und her. Beim Fiddeln hingegen zeigt der Hund oft Anzeichen von Stress oder Unsicherheit. Sein Schwanz könnte starr sein oder übermäßig wedeln, die Ohren könnten nach hinten gelegt sein, und der Hund könnte sich insgesamt angespannt bewegen.

Warum ist es so wichtig, das Fiddeln richtig zu interpretieren?

Das korrekte Verständnis von Fiddeln ist entscheidend, um das Wohlbefinden eines Hundes zu gewährleisten und seine Bedürfnisse zu erkennen. Wenn wir das Fiddeln eines Hundes als reine Spielaufforderung missverstehen, übersehen wir möglicherweise, dass sich der Hund in der aktuellen Situation unwohl fühlt oder überfordert ist. Dies kann dazu führen, dass wir ihn in eine Lage bringen, die er nicht bewältigen kann, was seinen Stress noch weiter verstärkt.

Indem wir lernen, das Fiddeln zu erkennen und richtig zu interpretieren, können wir unserem Hund helfen, sich sicherer und wohler zu fühlen. Wenn wir merken, dass unser Hund fiddelt, können wir ihm eine Pause gönnen, ihn aus der stressigen Situation herausnehmen oder ihm helfen, sich sicherer zu fühlen, indem wir ihm mehr Orientierung geben.

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Fazit: Einfühlungsvermögen und Verständnis sind der Schlüssel

Hunde kommunizieren auf vielfältige Weise, und das Fiddeln ist ein wichtiger Bestandteil ihrer sozialen Interaktion. Es dient oft als Mittel, um Stress oder Unsicherheit auszudrücken und Konflikte zu vermeiden. Um das Verhalten unserer Hunde besser zu verstehen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, ist es wichtig, auf ihre Körpersprache und den Kontext zu achten, in dem sie fiddeln.

Indem wir unsere Hunde aufmerksam beobachten und ihre Signale ernst nehmen, können wir ihnen helfen, sich in schwierigen Situationen wohler zu fühlen und unser Zusammenleben harmonischer gestalten. Fiddeln ist mehr als nur eine Aufforderung zum Spielen – es ist eine subtile Form der Kommunikation, die unser Mitgefühl und Verständnis erfordert.

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